Wie Du Prokrastination besiegen kannst und dadurch weniger aufschiebst

Lerne die psychologischen Ursachen dafür, warum wir (wichtige) Dinge häufig aufschieben, welche fatalen Folgen Prokrastination hat und was 5 hilfreiche Tipps sind, um diese zu besiegen.

Lesezeit: 6 Min.

Wir alle kennen es. Ein wichtiges Projekt muss bis zu einem bestimmten Termin fertiggestellt werden, aber wir können uns einfach nicht dazu aufraffen, mit der Arbeit zu beginnen.

Dieses Phänomen, das unter dem Namen Prokrastination bekannt ist, ist heutzutage weit verbreitet. Während das Verhalten oftmals als „Aufschieberitis“ heruntergespielt wird, ist es dennoch ein ernstzunehmendes Problem, das oftmals nicht unbedingt mit Faulheit gekoppelt ist.

Glücklicherweise gibt es einige Möglichkeiten, wie wir Prokrastination vorbeugen können und uns dadurch wieder effektiver auf unsere Aufgaben konzentrieren können. Im Folgenden werden wir auf die Bedeutung von Prokrastination, auf ihre Ursachen, die verschiedenen Typen und die Auswirkungen eingehen. Außerdem erhältst Du 4 hilfreiche Tipps, die Dir zeigen sollen, wie Du Prokrastination vermeidest.

Die Bedeutung von Prokrastination

Das Wort Prokrastination stammt vom lateinischen procrastinationem ab, was so viel bedeutet wie „ein Aufschieben von Tag zu Tag.“ Unter Prokrastination versteht man eine pathologische Störung, bei der der Beginn einer Arbeit immer wieder aufgeschoben wird, beziehungsweise bei der Aufgaben immer wieder unterbrochen werden.

Aufgaben werden dadurch erst dann fertiggestellt, wenn so viel Druck vorhanden ist, dass nicht mehr weiter aufgeschoben werden kann. In der Wissenschaft wird Prokrastination als Selbstregulierungsversagen gesehen. Menschen schieben ihre Aufgaben zwar freiwillig, aber aus Irrationalität heraus auf.

Studien ergeben, dass etwa 15-20% aller Erwachsenen von Prokrastination betroffen sind. Unter Studenten steigt diese Zahl gar auf 80-90%.

Ursachen für Prokrastination

Die Ursachen für Prokrastination können unterschiedlicher Natur sein. Einige davon werden wir uns ansehen.

1. Mangel an Selbstkontrolle

Willenskraft sorgt dafür, dass Menschen eher an Aufgaben oder Projekten dranbleiben, statt aufzugeben. Vor allem Aufgaben, die langwierig sind und keine direkte Belohnung geben, erfordern ein besonders hohes Maß an Willenskraft.

Studenten beispielsweise, die zu Hause sitzen, um dort für eine wichtige Prüfung zu lernen, denken sich oft, dass es gerade viel angenehmer wäre einen Film auf Netflix zu sehen oder ein Bier mit Freunden zu trinken.

Weil sie in ihrer gewohnten heimischen Umgebung sind, fällt es dadurch einfacher die Aufgabe aufzuschieben und den Aktivitäten nachzugehen, die unmittelbare Belohnungen bieten.

Willenskraft bedeutet, Impulse, die unmittelbare Befriedigung schaffen, wie das Ansehen eines Filmes auf Netflix, zu unterdrücken und stattdessen mit der möglicherweise unangenehmen Aufgabe fortzufahren. Im Arbeitsleben ist dieser Impuls oftmals ein Wechsel von einer Aufgabe zu einer anderen, die belohnender für uns ist.

Ein Mangel an Selbstkontrolle führt dazu, dass stets befriedigende Aufgaben vorgezogen werden, anstatt sich den unangenehmen Projekten zu widmen. Selbstkontrolle hilft wiederum dabei, die Impulsivität zu senken, wodurch die Anfälligkeit für Prokrastination ebenfalls gedämpft wird.

2. Lange Zeitpläne

Je weiter die Abgabe einer Aufgabe in der Zukunft liegt, desto eher neigen wir zur Prokrastination. Besonders deutlich wird dies, wenn gar keine klare Frist eingehalten werden muss.

Vor allem langwierige Dinge wie beispielsweise eine Ausbildung oder ein Studium können so weit in der Zukunft liegen, dass wir sie immer weiter aufschieben.

Aus diesem Grund sind Deadlines so enorm wichtig. Sie motivieren uns bestimmte Dinge wirklich zu erledigen und geben dabei einen groben Zeitplan für die Erledigung der Aufgabe vor.

Wenn wir zum Beispiel in den Urlaub fahren, sind wir meistens davor die letzte Woche in der Arbeit besonders produktiv. Das liegt zum einen daran, dass wir eine klare Deadline für die Erledigung unserer Pflichten gesetzt bekommen und zum anderen daran, dass wir mit unserem Urlaub eine unmittelbare Belohnung bevorstehen haben.

3. Selbstorganisationsprobleme

Viele Menschen haben in der heutigen Zeit, in der wir nahezu ständig mit neuen Aufgaben bombardiert werden Probleme damit, ihre Aufgaben selbst zu organisieren.

Besonders diejenigen, die unter Konzentrationsproblemen leiden, wie beispielsweise ADHS-Patienten, sind besonders anfällig für Prokrastination. Das liegt daran, dass sie vergesslicher und ablenkbarer sind und deshalb prinzipiell mit Zeitmanagement Probleme haben.

Die verschiedenen Arten von Prokrastination

Neben den unterschiedlichen Gründen für Prokrastination gibt es auch unterschiedliche Arten. Eine einfache Einteilung unterscheidet zwischen aktiven und passiven Prokrastinierenden.

Unter passiven Prokrastinierenden versteht man diejenigen, die Probleme damit haben bestimmte Entscheidungen zu treffen, weswegen sie ihre Aufgaben aufschieben.

Aktive Prokrastinierende schieben ihre Aufgaben oder Projekte absichtlich auf, weil sie den Eindruck haben, dass sie nur unter Druck richtig arbeiten können.

Einige Experten fanden aber noch weitere Typen von Prokrastination. Sie definieren zusätzlichen den Perfektionisten, den Hochstapler, den Arbeitsscheuen und den Überwältigten.

Der Perfektionist will, dass alles, was er macht, so perfekt ist, dass ihn keiner kritisieren kann. Deshalb beschäftigt er sich so viel mit Details, dass die Vollendung eines Projekts dabei auf der Strecke liegen bleibt.

Der Hochstapler nimmt so viele Aufgaben an, wie er nur kann, um den anderen zu zeigen, dass er besonders fähig ist. Hochstapler haben Angst, dass ihre Mitmenschen sie für inkompetent halten könnten. Weil sie allerdings so viele unterschiedliche Projekte annehmen, fällt es ihnen schwer, diese abzuschließen.

Der Überwältigte hat gleichzeitig so viele unterschiedliche Aufgaben im Kopf, dass er nicht weiß, wo er anfangen soll. Deshalb kommt es oft zu einer Blockade, die ihn gänzlich vom Arbeiten abhält.

Arbeitsscheue empfinden ihre Aufträge und Verpflichtungen als so langweilig, dass sie diese gezielt vernachlässigen. Vor allem bei monotonen Arbeitsabläufen ist diese Tendenz erkennbar.

Die Folgen von Prokrastination

Studien ergeben, dass Prokrastination vor allem unter Studierenden zu einem geringeren akademischen Erfolg führt. Prokrastinierende leiden unter einem erhöhten Stresslevel und sind deshalb auch anfälliger für psychische Krankheiten. Sie sind unglücklicher und die Selbstzufriedenheit sinkt, weil sie sich selbst Vorwürfe machen, dass sie nicht genug Disziplin aufbringen können.

Logischerweise werden außerdem Aufgaben langsamer abgeschlossen. Die Fehleranfälligkeit steigt, weil alles auf die letzte Minute erledigt wird, wodurch eine sorgfältige Korrektur oder Prüfung der abgeschlossenen Arbeit oft unmöglich ist.

4 Tipps, wie Du Prokrastination vermeiden kannst

Nun hast Du zwar einiges darüber gelernt, inwiefern uns Prokrastination in unserer Freiheit einschränkt. Aber wie können wir ihr vorbeugen? Zum Glück gibt es hilfreiche Tipps, die jeder anwenden kann, um Prokrastination zu vermeiden.

1. Bündle Deine Aufmerksamkeit

Indem Du Deine ganze Energie und Konzentration auf eine Aufgabe bündelst, wird es Dir leichter fallen, Dich in die Aufgabe zu vertiefen. Suche Dir dazu am besten zunächst kleinere Aufgaben aus.

Dadurch entwickelst Du Selbstvertrauen in Deine Fähigkeiten und kannst anschließend auch mit schwereren Aufgaben fortfahren.

2. Setze Dir kleine Ziele

Weil es oftmals überwältigend wirken kann, eine große Aufgabe anzugehen, solltest Du diese in kleinere Teilaufgaben unterteilen.

Wenn Du kleinere Aufgaben hast, die zu etwas großem beitragen, erhältst Du jedes Mal eine Belohnung, wenn Du eine dieser kleineren Aufgaben erledigt hast.

3. Eliminiere potenzielle Ablenkungen

Wenn Du in Deiner unmittelbaren Arbeitsumgebung Dinge stehen hast, die Dich von der Arbeit ablenken könnten, musst Du diese eliminieren.

Zu diesen potenziellen Ablenkungen gehören beispielsweise ein eingeschalteter Fernseher im Hintergrund oder ein Smartphone, das neben Dir auf dem Tisch liegt.

4. Organisiere Deine Aufgaben genau

Es ist hilfreich, einen genauen Plan zu verfassen, der beinhaltet, welche Aufgaben Du an welchem Tag erledigen solltest, und bis zu welchem Zeitpunkt Du alle Aufgaben erledigt haben musst. Dazu kannst Du Dir tägliche, wöchentliche und monatliche Ziele setzen.

Wenn Du einen genauen Arbeitsplan strukturiert hast, wird es Dir einfacher fallen, Deine anstehenden Aufgaben zu erledigen.

Fazit

Dass wir von Zeit zu Zeit prokrastinieren, ist unabwendbar. Dennoch sollten wir vor allem bei wichtigen Aufgaben darauf achten, dass wir Prokrastination vermeiden, um uns am Ende nicht noch ausgelaugter und gestresster zu fühlen.

Wie Du gelernt hast, gibt es unterschiedliche Gründe für Prokrastination. Wenn Du Prokrastination vermeiden möchtest, solltest Du zunächst identifizieren, aus welchem Grund Du zur Prokrastination neigst. Gehörst Du den aktiven oder passiven Prokrastinierenden?

Wende die 4 genannten Tipps an, um Prokrastination vorzubeugen und ein produktiverer Mensch zu sein.

Über den Autor

Eugen Bellon

Eugen Bellon ist Gründer & Geschäftsführer der LearnMedia GmbH. Dem Weiterbildungs-Unternehmen, mit mittlerweile über 10 Jahren Erfahrung in den Bereichen E-Learning, Beratung & Coaching.

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