Die 9 wichtigsten Führungsstile im Vergleich

Nicht jeder Mensch ist ja bekanntlich gleich. Und so unterscheidet sich auch die Art und Weise, wie es von Person zu Person bzw. von Situation zu Situation empfehlenswert ist, Personen zu managen und anzuführen. Welche verschiedenen Führungsstile es dabei gibt, sehen wir uns hier mal im direkten Vergleich an.

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Jede Führungsperson in einem Unternehmen hat eine eigene Art, wie sie mit ihren Mitarbeitern umgeht und das Unternehmen leitet. Das Ziel sollte sein, durch den eigenen Führungsstil, das Unternehmen möglichst produktiv zu halten, Mitarbeiter zufrieden zu stimmen und dadurch maximalen Gewinn zu ermöglichen.

Tatsächlich gibt es 15 Führungsstile, die allesamt ihre eigenen Vor- und Nachteile mit sich bringen. Eine Person entwickelt ihren eigenen Führungsstil anhand der Erfahrungen, die sie bereits gemacht hat. Gleichzeitig kann sich ihr Führungsstil auch ändern, weil die Person beispielsweise festgestellt hat, dass sie mit ihrer Art nicht mehr weiterkommt.

Verschiedene Führungsstile unterscheiden sich beispielsweise durch die Aufgabenzuordnung, die entweder kollaborativ oder individuell gestaltet werden kann oder durch einen direkten, beziehungsweise indirekten Ansatz der Unternehmensführung.

Die unterschiedlichen Führungsstile wurden geprägt durch den Psychologen Kurt Lewin. Zunächst identifizierte er im Jahr 1939 drei unterschiedliche Arten der Führung: autoritär, laissez-faire und demokratisch.

Im Anschluss an diese Forschung, beschäftigten sich immer mehr Leute mit dem Thema Führungsstil und es wurden neue Erkenntnisse gefunden. Lass uns zunächst im Einzelnen die Grundelemente dieser drei Führungsstile besprechen.

Die drei Führungsstile nach Kurt Lewin

1. Autoritärer Führungsstil

Eine autoritäre Führungsperson besitzt die volle Macht im Unternehmen und übergibt den Mitarbeitern kein Mitspracherecht. Dementsprechend werden Entscheidungen lediglich durch die Führungskräfte gefällt, während normale Mitarbeiter keine Möglichkeit dazu haben, bei der Entscheidungsfindung mitzuhelfen.

Autoritäre Führungskräfte sehen ihre Mitarbeiter nicht als Teil eines Teams, sondern eher als individuelle Personen. Gleichwohl sieht sich auch eine autoritäre Führungskraft nicht als Teil des Teams an.

Dennoch sind autoritäre Führungskräfte nicht gleich von Grund auf unsympathisch. Normalerweise sind sie freundlich, können aber auf den ein oder anderen etwas distanziert wirken.

Führungskräfte mit einem autoritären Führungsstil sind vor allem dann gefragt, wenn entschlossenes Handeln vorausgesetzt wird. Sie schaffen es, Projekte innerhalb enger Fristen zu realisieren.

Gleichzeitig können sich die Mitarbeiter aber nicht frei entfalten und kreativ arbeiten. Oft nehmen die Angestellten die autoritäre Führungsperson auch als überheblich wahr, worunter wiederum die Motivation des Teams leiden kann.

2. Laissez-faire Führungsstil

Beim Laissez-faire Führungsstil werden den Mitarbeitern viel Freiraum und Freiheiten bei der Entscheidungsfindung geboten. Die Führungskraft beteiligt sich dabei eher weniger an den Projekten des Teams und gibt selten Rückmeldungen dazu.

Dieser Führungsstil kann sehr gut funktionieren, wenn das gesamte Team aus sehr qualifizierten Mitarbeitern besteht. Die Mitarbeiter tragen viel Verantwortung und dürfen selbst entscheiden, was zu tun ist, ohne sich an strikte Regeln halten zu müssen.

Dafür sind solche Teams oft weniger produktiv, da sie keinen strukturierten Plan vorgelegt bekommen, an den sie sich halten müssen. Zusätzlich kommt es häufig vor, dass sich einzelne Teammitglieder gegenseitig die Schuld zuweisen, da unklar kommuniziert wurde, welche Aufgaben auf welchen Mitarbeiter fallen.

3. Partizipativer Führungsstil

Der partizipative Führungsstil kann als Gegenstück zum autoritären aufgefasst werden. Partizipative Führungskräfte fördern Zusammenarbeit, sind offen für die Vorschläge ihrer Mitarbeiter und teilen ihnen dementsprechend auch Verantwortung zu.

Gleichzeitig sorgen sie für ein entspanntes Arbeitsklima. Partizipative Führungskräfte sehen sich außerdem selbst als Teil des Teams.

Laut Lewin ist der partizipative Führungsstil der effektivste, weil die Miteinbeziehung aller Mitarbeiter in den besten Ergebnissen resultiert. Außerdem wird das Zusammengehörigkeitsgefühl gefördert und die Mitarbeiter sind motiviert, Erfolge zu feiern.

Weil das Arbeitsklima so locker ist, sind partizipative Teams allerdings meist nicht so produktiv wie autoritäre Führungsstile. Zusätzlich müssen alle Mitarbeiter motiviert werden, da nur dann eine gute Teamarbeit funktioniert.

Emotionale Führung nach Daniel Goleman

Neben den drei bekannten Führungsstilen nach Kurt Lewin, forschte auch der Psychologe Daniel Goleman an unterschiedlichen Arten von Führungsstilen. In seinem Buch „Emotionale Führung“ definiert er 6 weitere Arten von Führungsstilen.

Nach Goleman sind diese Führungsstile allerdings situativ. Die Führungsperson kann je nach Situation entscheiden, welcher Führungsstil angebracht ist, und ist nicht auf einen Stil festgebunden.

1. Gefühlsorientierte Führung

Bei der gefühlsorientieren Führung geht es vor allem darum, dass ein harmonisches Miteinander innerhalb des Teams gepflegt wird. Dadurch werden ein besserer Zusammenhalt und ein besseres Betriebsklima gefördert.

Dieser Führungsstil ist vor allem dann nützlich, wenn sich ein neues Team bildet. Weil sich durch die gefühlsorientierte Führung alle Teammitglieder besser kennenlernen können, wird dadurch die Harmonie verstärkt und die Arbeitsmotivation erhöht.

Bei diesem Führungsstil können zwischenmenschliche Konflikte schnell gelöst werden, weil das Team eng miteinander verbunden ist und sich gegenseitig unterstützt.

Gleichzeitig äußern gefühlsorientierte Führungskräfte ungern Kritik, die aber in manchen Fällen unerlässlich ist. Manche Mitarbeiter neigen außerdem dazu, innerhalb einer Gruppe weniger Leistung zu bringen. Deshalb ist eine Gruppenorientierte Führung für solche Menschen eher hinderlich.

2. Visionäre Führung

Die visionäre Führung kann mit Lewins autoritärer Führung verglichen werden. Es gibt klare Strukturen und Visionen, an die sich die Mitarbeiter halten müssen. Deshalb ist dieser Stil nützlich, wenn es Veränderungen im Unternehmen gibt und eine klare Richtung vorgegeben werden muss.

Die Mitarbeiter müssen dabei ihr volles Vertrauen in die Richtungsweisung und die Kompetenz der Führungskraft legen.

Visionäre Führungskräfte zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie gute Notfallpläne entwickeln können und immer Alternativen zum aktuellen Weg des Unternehmens im Kopf haben. Deshalb lassen sie sich auch von temporären Problemen nicht aus der Spur bringen.

Allerdings müssen die Teammitglieder die Vision der Führungsperson teilen, da sie ansonsten keine Arbeitsmotivation haben werden. Darüber hinaus nehmen visionäre Führungskräfte die Vorschläge ihrer Teammitglieder oft nicht ernst und halten sich strikt an ihre eigenen Konzepte.

3. Coachende Führung

Die coachende Führungskraft hat das Ziel, die Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter zu verbessern und dadurch eine erhöhte Produktivität innerhalb des Unternehmens zu gewährleisten.

Dabei muss die coachende Führungsperson aber auch erkennen, wann der Mitarbeiter autonom arbeiten sollte. Die Mitarbeiter wirklich fördernd zu coachen ist eine sehr schwierige Aufgabe, weil unproduktives Coaching sowohl dem Unternehmen als auch den Mitarbeitern schadet.

Eine coachende Führungsperson kann für eine bessere Arbeitsatmosphäre sorgen, weil sie den Teammitgliedern dabei hilft, ihre Fähigkeiten zu entwickeln.

Wenn ein Mitarbeiter erfolgreich gecoacht wurde, wird er vermutlich auch anderen Angestellten dabei helfen, ihre Fähigkeiten zu maximieren, wodurch ein produktiveres Arbeitsklima erschaffen wird.

Demgegenüber steht jedoch der Faktor, dass das Coaching der Angestellten viel Zeit und Geduld in Anspruch nimmt, die einige Unternehmen womöglich nicht haben. Die Mitarbeiter müssen zusätzlich motiviert dazu sein, ihre Fähigkeiten zu verbessern und sich coachen zu lassen.

4. Fordernde Führung

Beim fordernden Führungsstil stellt die Führungsperson eine klare Erwartungshaltung an das Team auf. Wenn ein Teammitglied diesen Erwartungen nicht gerecht wird, übernimmt die Führungskraft die Aufgabe und erledigt sie selbst.

Aufgrund der klaren Erwartungshaltung an das Team erreichen fordernde Führungskräfte die Unternehmensziele fast immer innerhalb der angegebenen Frist. Das liegt daran, dass eine fordernde Führungsperson stets versucht, das Beste aus ihren Mitarbeitern rauszuholen.

Ein fordernder Führungsstil kann gleichzeitig aber auch für Stress und Unmotiviertheit unter den Teammitgliedern sorgen. Außerdem ist diese Art der Führung so ergebnis- und fristenorientiert, dass nur wenig Spielraum für Kreativität übrigbleibt.

5. Befehlende Führung

Eine befehlende Führungskraft hat klare Ziele und Visionen für das Unternehmen und kommuniziert diese an das Team. Deshalb befolgt das Team bei diesem Führungsstil vor allem Anweisungen, die sie von der Führungsetage erhalten.

Dieser Führungsstil ist besonders nützlich, wenn die Mitarbeiter keine besonderen Qualifikationen vorlegen können, weil sie sich einfach nur an die vorgegebenen Strukturen und Prozesse der Unternehmensführung halten müssen.

Weil die Mitarbeiter genau aufgetragen bekommen, was zu tun ist, kann dadurch möglichen Fehlern und Problemen vorgebeugt werden. Außerdem können in Krisensituationen schnelle Entscheidungen getroffen werden, da nicht zunächst das gesamte Team nach der Meinung befragt wird.

Da die Mitarbeiter sich an strenge Strukturen halten müssen, gibt es allerdings auch keinen Freiraum für Kreativität. Dadurch sinkt möglicherweise die Arbeitsmoral, auch weil die befehlende Führungskraft oft autokratisch und weniger einfühlsam auf die Mitarbeiter wirken kann.

6. Demokratische Führung

Die demokratische Führung nach Daniel Goleman ist dem partizipativen Führungsstil gemäß Kurt Lewin gleichzusetzen. Hier werden alle Angestellten dazu ermutigt, ihre Meinung einzubringen und sich gegenseitig auszutauschen.

Diese Art der Führung ist für qualifizierte Mitarbeiter nützlich, weil den Mitarbeitern dadurch die nötige Verantwortung und der notwendige Freiraum gegeben wird, um sich selbst zu entfalten.

Deshalb vertrauen sich die Mitarbeiter untereinander gut, weil ein hohes Maß an Kommunikation gefragt ist. Die gemeinsamen Ziele führen wiederum zu einer erhöhten Produktivität.

Allerdings dauert es, bis das Team bei dieser Führungsart effizient zusammenarbeiten kann. Für Unternehmen, deren Angestellte nicht so qualifiziert sind, eignet sich dieser Führungsstil nicht, da den einzelnen Mitarbeitern zu viel Freiraum eingeräumt wird.

Fazit

Wie Du siehst, gibt es viele verschiedene Arten, wie man ein Unternehmen führen kann. Für welchen Führungsstil Du Dich entscheidest, hängt von vielen Faktoren ab. Deine Erfahrung prägt Dich genauso sehr, wie Deine Persönlichkeit.

Egal für welchen Führungsstil Du Dich entscheidest, sei Dir bewusst, dass es nicht einen einzig Richtigen gibt. Jeder Stil hat seine eigenen Vor- und Nachteile und die Situation, in der sich Dein Unternehmen befindet, entscheidet darüber, welchen Führungsstil Du gerade anwenden solltest.

Über den Autor

Eugen Bellon

Eugen Bellon ist Gründer & Geschäftsführer der LearnMedia GmbH. Dem Weiterbildungs-Unternehmen, mit mittlerweile über 10 Jahren Erfahrung in den Bereichen E-Learning, Beratung & Coaching.

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